(Wenn) FRAUEN. BAUEN.

Von wegen ‚schwaches Geschlecht‘:
Bei pro constructa ist Frauenpower angesagt! Mit einer Frauenquote von 75 % liegt das Unternehmen deutlich über dem Branchenschnitt.

Das freut nicht nur den ‚Hahn im Korb‘ – pro constructa-GF Michael Stein - sondern bereichert auch die Baubranche von Grund auf. Denn ‚Frau am Bau‘ hilft nicht nur, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, sie bringt auch neue Perspektiven, Ideen, Gespür und eine ordentliche Portion ‚Schmäh‘ ins Gewerk.
Wir haben mit zwei Frauen gesprochen, die es wissen wollen. In der Baubranche – und voneinander.

 

Fragen von einer, die es werden möchte, an eine, die es bereits ist. Und umgekehrt.
Ein Gespräch unter (angehenden) Baumeisterinnen.

 

Marie-Sophie Tauber, Schülerin der 4. Klasse Bautechnik, HTL Bau und Desgin, Linz, Goethestraße:

 

Regina, was hat dich dazu inspiriert, dich für diesen Beruf zu entscheiden?

Mein Leben auf dem Ponyhof, als ich 14 Jahre alt war. Nein, Spaß beiseite. Während meiner damaligen Reitstunden, bin ich einer Architektin begegnet, die für mich ein großes Vorbild darstellte.   Deshalb wollte ich ursprünglich auch Architektin werden.

 

Wer waren/sind deine größten Vorbilder?

Starke Frauen am Bau wie Margarete Schütte-Lihotzky und Zaha Hadid. Leider leben beide nicht mehr, ihre Werke leben jedoch weiter.

 

Was war bis jetzt dein spannendstes Projekt?

Ein großes Bau-Projekt in Linz, das mich seit nunmehr sieben Jahren begleitet - mit vielen Höhen, Tiefen, schlaflosen Nächten, aber auch großen Lerneffekten für die Zukunft.

 

Hast bzw. hattest du des Öfteren das Gefühl, dass es für Frauen schwerer ist, sich in diesem Beruf durchzusetzen, als männliche Kollegen?

Schwerer ist es, denke ich, nicht - aber manchmal ganz schön anstrengend, da man in seinem Tun ‚gefühlt‘ immer mindestens 120 Prozent geben muss. Ich habe als Frau bisher eigentlich immer Akzeptanz in meinem Beruf und meinen Tätigkeiten erlebt. Das erwarte ich mir aber auch – immerhin agiere ich ja umgekehrt nicht anders. Wichtig ist, dass man die Menschen am Bau – vor allem die Arbeiter auf der Baustelle - mit Respekt behandelt. Und ein gewisses Maß an „Schmäh“ kann auch nicht schaden.

 

Was fasziniert dich daran, Gebäuden (neues) Leben einzuhauchen?

Das Schöne an diesem Beruf ist, dass man die Resultate seiner Arbeit ‚sehen‘, erleben und sogar überleben kann.  Es gibt für mich nichts Schöneres, als eine Projektidee zuerst auf dem Papier entstehen und dann das Gebäude von der Baugrube weg wachsen zu sehen. Bei Umbauten und Sanierungen ist es immer wieder der „Vorher-Nachher“-Effekt, der mich fasziniert.

 

Was machen Frauen im bzw. am Bau anders oder sogar besser?

Was Frauen am Bau anders oder besser machen, lässt sich pauschal schwer beantworten. Jene Bau-Frauen, die ich (gut) kenne, ticken alle ähnlich wie ich und versuchen sich mit Kompetenz, Respekt und Schmäh einen Namen zu machen. Es gibt aber auch Frauen in der Branche, die denken, sie müssten sich „härter“ und „männlicher“ geben, als ihre männlichen Kollegen – was definitiv nicht gut ankommt. Ich bin der Meinung, dass es wichtig ist, die manchmal auch raue „Sprache am Bau“ zu kennen, zu beherrschen und gekonnt einzusetzen. So verschafft man sich Gehör (und Respekt).

 

BM Dipl.-Ing. (FH) Regina Kaiser, Geschäftsführerin von pro constructa Bau:

 

Wie ist heutzutage die Mädels-Quote in der HTL? Ich hoffe, es ist mittlerweile bereits eine Selbstverständlichkeit, als junge Frau bereits auf dem Bildungsweg Richtung Baubranche akzeptiert zu werden?

Genau kann ich es nicht sagen, aber geschätzt liegt der Mädchenanteil in der HTL Bau und Design bei 25 Prozent – wobei es von Klasse zu Klasse starke Unterschiede gibt. In meiner Klasse (4. Klasse Bautechnik mit Schwerpunkt Englisch) haben wir mit neun Mädchen eine hohe weibliche Quote von 44 %. Meinen Erfahrungen nach, sind wir als Mädchen in der Baubranche schon sehr gut akzeptiert. Natürlich gibt es immer wieder gewöhnungsbedürftige Aussagen – wenn Lehrer beispielsweise explizit nach ‚starken Jungs‘ verlangen – aber im Großen und Ganzen herrscht Akzeptanz.

 

Was fasziniert dich besonders an Baustellen, bzw. den Abläufen einer Baustelle (Ausschreibung, Planung, Bauleitung)?

Der Grund, weshalb ich mich für diese Schule entschieden habe, war meine Faszination für die Planung von Gebäuden. Allerdings habe ich im Zuge meiner Ausbildung auch die anderen Bereiche der Abläufe einer Baustelle kennengelernt. Vor allem während meiner Praktika hat mich die Bauleitung von Projekten in den Bann gezogen, da man das Projekt wirklich von Baubeginn bis zur Übergabe an den Bauherren begleitet und den Fortschritt des Bauablaufs täglich sieht.

 

Wie stellst du dir nach der Matura deine Karriere vor? Möchtest du auf die bauausführende Seite (Baufirma) oder eher auf die Bauherrenseite (Baumanagement, Örtliche Bauaufsicht?)

Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich nach der HTL noch ein Studium absolvieren möchte. Auf jeden Fall möchte ich aber auf die bauausführende Seite, allerdings schwanke ich derzeit noch zwischen der Planung und der Bauleitung.

 

Wer sind deine großen Vorbilder im Bauwesen?

Mein größtes Vorbild ist Emily Warren Roebling, die nach der Erkrankung ihres Mannes seine Bauplanung für die Brooklyn Bridge weiterführte, indem sie sich die mathematischen und Ingenieur-Kenntsnisse im Selbststudium beibrachte. Eine weitere Inspiration ist ebenfalls Margarete Schütte-Lihotzky, die als eine der ersten Frauen in Österreich Architektur studierte. Aber auch Zaha Hadid ist ein großes Vorbild für mich, da sie als erste Frau den Pritzker-Architektur-Preis erhalten hat.

 

Was machen Frauen im bzw. am Bau anders oder sogar besser?

Meiner Meinung nach haben Frauen andere Sichtweisen in Bezug auf Problemlösungen. Allerdings denke ich auch,  dass es nicht vom Geschlecht abhängt, wie gut man in seinem Beruf ist.